Vorwort
Für die Tonbearbeitung eines Filmes gibt es die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Diese hängen im wesentlichen vom Produktionsaufwand und Budget ab, denn z.B. für kurze EB-Beiträge wird der Cutter den Ton selbst übernehmen können. Die meisten Schnittprogramme von heute haben zumindest grundlegende bis zum Teil sehr gute integrierte Audio-Tools, um die Tonbearbeitung direkt In-The-Box zu machen.
Doch mit steigendem Produktionsaufwand - darunter besonders szenische Produktionen - wird es erforderlich, den Ton in einem dafür vorgesehenen Programm zu bearbeiten. Diese Art Programme werden auch DAW (Digital Audio Workstation) genannt. Um die Audio-Clips aus seinem Schnittprogramm in eine DAW zu übertragen, gibt es sogenannte Exchange-Formate.
Inhalt
Exchange-Formate
Exchange Formate sind im Gegensatz zu Formaten wie MP4 oder WAV sogenannte Containerformate, das bedeutet sie können mehrere Essenzen wie MP4-Videos oder WAVs abspeichern und diese durch Metadaten beschreiben, sodass z.B. Position, Beginn und Ende einer Essenz in der Timeline gespeichert werden können.
MXF
Das wohl bekannteste Austauschformat ist MXF (Material Exchange Format). Dieses Format ist (theoretisch) in der Lage, die komplette Schnitt-Timeline inklusive aller Video-, Audio-, oder Grafikfiles mit entsprechenden Metadaten in einer Datei abzuspeichern. MXF wurde 2003 von der SMPTE, der EBU und der AAF-Assoc. Als SMPTE 377M standardisiert. Trotz des Standards wird das Format nach wie vor nur als Container für einfache Videos oder Audiospuren verwendet.
OMF
Das Open Media Framework (OMF) ist ein älteres und eigentlich durch MXF abgelöstes Format, findet jedoch zum Austausch von Audio-Spuren zum Teil weiterhin Gebrauch. Das liegt vor allem daran, dass es von fast jeder Bearbeitungssoftware unterstützt wird und es keine großen Probleme beim Export- und Importprozess gibt.
AAF
Am meisten Anwendung zum Austausch findet das Advances Authoring Format (AAF). MXF ist eine Untergruppe dieses Formates, jedoch wurde AAF bisher nicht standardisiert. Und das ist ein Problem, welches immer wieder für Ärger und Missverständnisse sorgt. So müssen vor allem die Export-Einstellungen beim Erstellen des Files äußerst sorgfältig getroffen werden und das ist in jeder Schnittsoftware etwas anders.
AAF Export: Allgemeines
AAF hat sich als Format für den Austausch von Audio-Clips aus der Schnitt-Session weitestgehend etabliert, daher stelle ich hier einmal die grundsätzlichen Einstellungen vor, die man beim Export treffen sollte:
Kein Video Mixdown
Obwohl es eigentlich sinnvoll wäre, wenn man das Video direkt in der Datei einbettet, gibt es leider oft Probleme beim Import der AAF in die DAW.
Keine Audio Effekte
Falls man auf den ein oder anderen Audioclip einen Effekt wie EQ oder Hall gesetzt hat, sollte man diesen besser entfernen und später wieder einbauen (lassen). Dazu zählen leider manchmal auch simple Effekte wie Fades, Crossfades oder Mutes.
Audio Embedden
Man hat grundsätzlich die Wahl, die zu speichernden Clips alle zusammen mit dem AAF-File einzeln in einem Ordner abzuspeichern, oder alle Daten in die AAF selbst zu integrieren. Letzteres hat den großen Vorteil, dass man nur eine Datei hat, in welcher alles gespeichert ist, um die Bearbeitung zu beginnen oder welche man an den Audio Engineer verschicken kann.
Welche Option aber am besten ist, hängt vom Schnittprogramm ab.
Handle-Frames
Diese Option ermöglicht es, die Datenmenge der AAF erheblich zu reduzieren. Standardmäßig werden einzelne Audioclips nicht als solche gerendert abgespeichert, sondern immer nur das originale File in voller Länge mit den Metadaten, Position, Beginn und Ende. Das hat den Vorteil, dass man bei der Tonbearbeitung den Clip nach hinten und vorne wieder bis Originallänge „aufziehen“ kann. Meist muss man aber nicht alles, sondern nur einige Frames (Handle-Frames) vor und nach dem Clip aufziehen können.
Gängig ist dabei 3s vor und nach dem Clip aufziehen zu können, das entspricht bei einem Projekt mit 25 Bilder pro Sekunde 75 Handle-Frames.
Sample- und Bitrate
Hier orientiert man sich nach dem aktuellen Filmstandard, welcher nach wie vor bei einer Samplerate von 48 kHz und einer Bitrate von 24 Bit liegt.
Audio-Format
Das Audio-Format bestimmt den Codec, in welcher das Audio codiert und abgespeichert wird. Hier sollte man grundsätzlich ein verlustfreies Format wählen, der Standard ist das WAV-Format.
Video Mixdown
Zu der erfolgreich erstellten AAF-Datei wird natürlich noch das entsprechende Video benötigt, welches zeit-genau vertont werden soll. Hier sind folgende Dinge zu beachten:
1080p (Framerate je nach Projekt)
Format: MP4
Codec: h.264, mittelhohe Qualität
Timecode einfügen oder Video exakt bei festgelegtem Timecode starten lassen, z.B. ab TC-10:00:00:00. Bei zeitlicher Änderung muss das AAF neu exportiert werden, damit der Timecode übereinstimmt.
Das sollte für so ziemlich jede DAW gut funktionieren.
Fazit
Der Austausch von Audio- oder Videofiles in eine andere Software ist leider nicht trivial, da es zu wenig Standardisierungen unter den Formaten und Programmen gibt. Jedes Programm interpretiert die zu schreibenden und die zu lesenden Daten anders. Da sich zeitnah nichts an diesem Problem ändern wird, erkläre ich in den nächsten Blogs, wie der Export einer AAF-Datei in den jeweiligen Schnittprogrammen genau abläuft.